Vier Achsen, 12 Knöpfe, ein Cooliehat, allesamt verteilt auf zwei schwarze Plastikgehäuse. Viel mehr hat der T.Flight Hotas X von Thrustmaster eigentlich nicht zu bieten – oder etwa doch? Wir haben den preisgünstigen Joystick von Thrustmaster ausführlich getestet und zeigen, ob der Stick für Simulatorflüge und PC-Spiele taugt.
Lieferumfang
Wird die schicke, würfelförmige Box des Joysticks einmal geöffnet, erblickt der neue Besitzer erst einmal einen ganzen Batzen Styropor – der T.Flight Hotas X ist nämlich alles andere als schlecht verpackt. Neben dem eigentlichen Joystick, der per USB angeschlossen wird, findet sich auch noch eine CD im Lieferumfang, auf welcher sich sowohl die Treiber als auch die Joystick-Software befinden. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es allerdings: Wir können unsere CD glorreicherweise nicht mehr auffinden – was an sich kein Problem wäre, wenn Thrustmaster neben den Treibern, der Anleitung und einem Preset auch die Joystick-Software auf der Firmen-Webseite anbieten würde – doch dazu später mehr.
Verarbeitung und erster Eindruck
All jene, die zum ersten Mal einen Joystick in der Hand halten, dürften am Hotas X Gefallen finden: Der Joystick ist an sich sauber verarbeitet. Das Plastik macht sich dennoch bemerkbar – gerade der Schubregler fühlt sich etwas billig an und hätte etwas mehr Bewegungswiderstand durchaus verdient. Seis‘ allerdings drum: Für einen aktuellen Online-Preis von 30 bis 40 Euro erhält der Käufer insgesamt einen Joystick mit guter Verarbeitung. Besonders imponierte uns übrigens der Hauptstick: Zwar besteht auch dieser aus Plastik, die edle Basis macht aber trotz Plastikverkleidung einiges her – Grund dafür sind insgesamt 8 Schrauben, welche den Stick im Gehäuse einfassen. Was gut aussieht, fühlt sich im Übrigen auch gut an: Der Joystick lässt sich sauber und flüssig bewegen, generiert allerdings im letzten Fünftel des Bewegungsfelds einen zusätzlichen Druck, der die Bedienung unnötig einschränkt und als lästig empfunden werden kann. Soll der Joystick nicht am heimischen Computer, sondern stattdessen an der PlayStation 3 benutzt werden, so reicht das simple Umlegen eines Schalters an der Hinterseite des Hauptjoysticks aus, um diesen in den entsprechenden Modus zu versetzen.
Kritisiert wird bei Gamecontrollern oftmals die Standfestigkeit am Boden, die speziell bei plötzlichen Bewegungen des Joysticks eine enorme Rolle spielt. Je nach Hersteller und Modell wird hier zu unterschiedlichen Lösungen gegriffen, die allesamt ihre Vor- und Nachteile haben. Statt auf Saugfüße zu setzen, nutzt Thrustmaster beim T.Flight Hotas X allerdings von Anfang an das, zumindest im Klassenvergleich, hohe Gewicht des Sticks aus. Zusammen mit den Fleecefüßen – und unter der Voraussetzung, dass sich alle Kabel in ihren Kabelkanälen befinden – wird ein Wegrutschen des Sticks auf diesem Weg effektiv vermieden.
Installation und Gameplay
Nun geht es allerdings ans Eingemachte: Der Hersteller Thrustmaster wirbt mit einem „Plug-and-Play“-fähigen Gerät. Ebendies probierten wir unter Windows 7 aus – und siehe da: Der Joystick wird ohne Murren vom PC erkannt und kann ohne jegliche Treiberinstallation genutzt werden. Einen Test an der PS3 konnten wir mangels passender PlayStation leider nicht durchführen – sonderlich andere Ergebnisse sind hier aber wohl auch nicht zu erwarten. Nach einem kurzen Blick in die Gamecontrollereinstellungen wurde dann der Microsoft Flight Simulator X gestartet. Der Joystick war bereits voreingestellt, auch eine Kalibrierung war nicht mehr erforderlich. Sollte diese dennoch einmal nötig werden, so ist diese schnell und einfach durch die Windows-Gamecontrollereinstellungen zu bewerkstelligen. Klappen- und Fahrwerk werden durch die Tasten am Gashebler bedient, für die Trimmung und Sichteinstellungen sind der Coolie-Hat sowie weitere Tasten auf dem eigentlichen Stick zuständig. Viel einfacher könnte die Installation eines Joysticks kaum sein – hier gibt’s für Thrustmaster einen dicken Daumen nach oben!
Besonderheiten und Features
Bereits eingangs erwähnten wir, dass es sich bei dem Thrustmaster T Flight Hotas X um keinen ganz alltäglichen Gamecontroller handelt. Statt beide Hände eng aneinander an Stick und Gashebel zu haben, lassen sich diese beiden Komponenten problemlos voneinander trennen und gegebenenfalls auch wieder verbinden. Möglich machen dies zwei Schrauben an der Unterseite, die ihre Arretierung durch eine Bewegung nach oben lösen und – nachdem die beiden Elemente wieder nebeneinander positioniert wurden – durch einen Druck auf die eigentlichen Schrauben wiederherstellen. Somit lässt sich, wenn auch nur in einfacher Form, beispielsweise der Sitz des Copiloten in einem Airbus simulieren – Stick in der rechten Hand, Gashebel in der Linken.
Definitiv erwähnenswert sind auch die insgesamt 5 Achsen des Joysticks. Neben dem Quer- und Höhenruder sowie dem Schubregler sind zwei verschiedene Arten der Seitenrudersteuerung möglich – entweder über den Kippregler auf der Hinterseite des Schubreglers oder über ein Drehen des eigentlichen Steuerknüppels. Wer auf diese zusätzliche Achse verzichten möchte, kann sie ganz einfach per Drücken auf den grün leuchtenden Button am Gashebel deaktivieren. Das Drehen am eigentlichen Knüppel lässt sich übrigens mit Hilfe eines Schraubendreher auch hardwareseitig gänzlich verhindern.
Fast noch spannender ist der verstellbare Widerstand des Joysticks. Ein Plastikrad am Boden der Stickbasis erlaubt hierbei eine flüssige Einstellung, die ganz auf die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann. Etwas schade ist allerdings, dass trotz des kleinstmöglich eingestellten Gegendrucks noch verhältnismäßig viel Kraft aufgebracht werden muss, um den Gamecontroller zu bewegen. Einen Einfluss auf den zusätzlichen Widerstand am Ende des Bewegungsbereichs des Sticks hat diese Einstellung leider nicht.
Eine weiteres Feature ist das „Key Mapping“ des Joysticks, welches wir leider aufgrund mangelnder Software nicht ausprobieren konnten. Forenberichte sprechen hierbei allerdings von einer „Standardeinstellung“ sowie von einem benutzerdefinierten Preset. Besondere Werbung macht Thrustmaster auch für die Möglichkeit, noch während des Spiels die Funktionen einzelner Buttons zu tauschen. Wurden Preset- und Mapping-Button hintereinander gedrückt, müssen anschließend noch die zu tauschenden Knöpfe betätigt werden – fertig. Diese Funktion könnte in jenen Spielen nützlich sein, die keine weiteren Einstellungen der Joysticktasten erlauben.
Fazit
Kurzum: Wer nicht einfach nur auf der Suche nach einem simplen Joystick ist, sondern etwas mehr möchte, ist mit dem Thrustmaster T.Flight Hotas X gut beraten. In unserem Review konnten wir – abgesehen vom Plastikfeeling und des Widerstands gegen Ende des Bewegungsbereichs hin – kaum Negativpunkte finden. Gibt das Budget den Aufpreis zum Saitek X52 (Pro) nicht her oder entspricht dieser schlichtweg nicht den eigenen Wünschen, beispielsweise aufgrund des fehlenden Kippschalters für das Seitenruder, bereitet der Kauf des Hotas X im Nachhinein sicher keine Gewissensbisse. Eine preisgünstigere Alternative ohne abnehmbaren Schubregler finden potenzielle Käufer beim T.Flight Hotas Stick X vom gleichen Hersteller. Mit einem Preis von rund 35 bis 40 Euro bei Amazon ist der Joystick unsere Empfehlung für alle passionierten Anfänger und Semi-Profipiloten, die für ihre täglichen Simulatorflüge dennoch nicht zu tief in die Tasche greifen möchten.
Bewertung
Produkt: T.Flight Hotas X
Bewertet von: Michael Nissen
Bewertet am: 21.11.2012