Anstrengend, eng und ungemütlich – würde man Fluggäste nach den Adjektiven fragen, die sie am ehesten mit dem Stichwort „Economy-Class“ in Verbindung bringen, so wären dies wohl die meistgenannten Antworten. Die Devise „Wer sparen will, muss leiden“ gilt mittlerweile nicht mehr nur bei Billigfluggesellschaften – auch etablierte und renomierte Fluggesellschaften greifen zu kleineren Sitzabständen, um somit mehr Passagiere in einem Flugzeug zu transportieren. Auch wenn die Abstände der einzelnen Sitze längst noch nicht so gering ausfällt, wie bei mancher Low-Cost-Airline, sind speziell Langstreckenflüge in der „Touristenklasse“ für die meisten alles andere als ein Genuss.
Was aber die Wenigsten wissen: Economy ist nicht gleich Economy – selbst wenn der Ticketpreis derselbe ist, fällt der Sitzplatz des Nachbarn möglicherweise dennoch komfortabler als der Eigene aus. Schuld daran trägt nicht die unterschiedliche Auslastung der Sitze, sondern die Natur eines Flugzeugs: Wo wenig Platz ist, muss gestopft werden. Insbesondere Entertainment-Boxen, die unterhalb mancher Sitze angebracht sind, schränken die Beinfreiheit speziell größerer Menschen deutlich ein. Diese Boxen sind vor allem in größeren Flugzeugen anzutreffen, die in der Regel nur auf Lang- und ggf. auch Mittelstrecken verkehren.
Auf Flugpassagiere lauern aber noch weitere Gefahren: Sitze direkt vor einer Wand haben oft mit einem sogenannten „limited recline“, also einer beschränkten Kippfähigkeit zu kämpfen. Hierdurch lassen sich die Sitzplätze nicht so weit wie üblich nach Hinten lehnen, was den bereits beschränkten Schlafcomfort noch weiter limitiert. Für Personen mit viel Handgepäck könnten diese Plätze allerdings interessant sein: Hinter der jeweiligen Sitzreihe findet sich oftmals recht viel Stauraum, der nur darauf wartet, ausgenutzt zu werden.
Das es mit diesen beiden Faktoren noch nicht getan ist, versteht sich (fast) von selbst. Möchte man auf einem längeren Flug gerne etwas schlafen, könnten Lavatories und Galleys – also Toiletten und Küchen – zum Problem werden. Vor Ersteren bilden sich immer wieder kleinere Schlangen, während die Bordküchen mit (fast) durchgängigem Smalltalk seitens der Flugbegleiter lauern.
Je nach Reisendem gibt es aber auch persönliche Präferenzen, von denen die Platzwahl im Flieger abhängt: Wer gerne die Landschaft vom Flieger aus betrachtet, sollte sich von Anfang an einen Fensterplatz sichern. Im Falle eines notwendigen Klogangs musss man dafür über die Mitreisenden an den Gang- und ggf. auch Mittelplätzen steigen. Von den Mittelplätzen aus lässt sich meist auch noch ein flüchtiger Blick aus dem Fenster erhaschen, für die Platzwahl belohnt wird man hier meist durch das Fehlen der bereits erwähnten Entertainment-Box, da sich diese meist nur an den beiden äußeren Sitzen befindet. Ein Platz am Gang belohnt mit der zusätzlichen Bein- und Bewegungsfreiheit, die keine große Rücksicht auf Mitreisende erfordert – dafür verzichtet man auf den Blick nach draußen.
Doch was nützt all dieses Wissen, wenn nicht klar ist, auf welchen Sitzplatz man schließlich gebucht ist? Viele Airlines bieten einige Stunden, teilweise auch schon Wochen vor dem Abflug die Möglichkeit, die eigenen Sitzplätze online einzusehen und zu ändern. Andernfalls lohnt sich das Nachfragen beim Check-In am Flughafen – besonders bei Kurzstreckenflügen werden die Sitzplätze hier gar erst festgelegt. Schlechter sieht es bei Billigfliegern wie beispielsweise Ryanair aus: Wer hier auf einen guten Sitzplatz Wert legt, muss ein sogenanntes „Priority Boarding“ gegen Aufpreis buchen – und muss dann noch hoffen, dass andere Passagiere nicht die gleiche Idee hatten. Denn hier gilt: Wer zuerst kommt, malt zuerst – eine feste Sitzplatzbelegung vor Abflug gibt es nicht.
Zusammen mit dem Sitzlayout verschiedener Flugzeuge, das übrigens je nach Airline unterschiedlich ausfällt, lässt sich auf diesem Weg oft noch vor Reiseantritt ein guter Sitzplatz sichern. Um dieses Layout in Erfahrung zu bringen, bieten sich Webseiten wie beispielsweise Seatguru an – Fluggäste erhalten hier auch noch zusätzliche Informationen wie beispielsweise den Sitzabstand der jeweiligen Airline. Wer sich gar nicht erst auf ein solches Glücksspiel einlassen möchte, kann (meist gegen Bares) aber auch direkt zu einem Sitz mit mehr Beinfreiheit greifen, wie er beispielsweise in Reihen mit Notausgang vorkommen. Zudem gibt es natürlich auch weiterhin die Möglichkeit, einen Flug in der Business-Class zu buchen – wenn auch gegen ein Vielfaches des Economy-Preises.