Test openVFR Terrain – Microsoft Flight Simulator X

Der Sichtflug war bislang der Anfang fast jeder (virtuellen) Pilotenkarriere: Bevor es an den großen Airbus oder das entsprechende Boeing-Äquivalent geht, werden die ersten Runden im Flugsimulator meist mit der Cessna gedreht. Und dabei bleibt es auch oft: Denn ohne zusätzliche Szenerie macht nicht nur das VFR-Fliegen, sondern teils auch das Fliegen unter Instrumentenflugregeln nicht wirklich Spaß. Ein kleines Beispiel: Wer schon einmal mit einer Verkehrsmaschine als Passagier in Nürnberg gelandet ist, wird beim Blick aus dem Fenster in erster Linie auf den nördlich des Flugplatz gelegenen Reichswald aufmerksam, der sich über mehrere Kilometer hinweg erstreckt. Nicht so allerding im FSX: Die Bewaldung existiert, ähnlich wie um die Landebahn 18 in Frankfurt herum, schlichtweg nicht. Und das schmälert den Realismusgrad, sowohl beim VFR- als auch beim IFR-Flug, enorm.

Die Lösung: Landclass Erweiterungen

Das fiel auch schon Firmen auf. Grund für fehlende Wälder und mitunter viel zu große Städte sind die standardmäßigen Landclass-Dateien des Flugsimulators: Die Erde wird dabei in Quadrate unterteilt, jedes einzelne Quadrat erhält einen gewissen Wert, dieser repräsentiert dann zum Beispiel ein Wald-, Stadt- oder Wüstengebiet. Zusätzlich gibt es noch eine Reihe von Straßen, beispielsweise Autobahnen, die extra abgelegt werden. Um die völlig falsche Platzierung dieser Gebiete zu beheben, gibt es eine Reihe von Landclass-Addons, welche ebendieses Problem zumindest etwas lindern sollen. Je nach Erweiterung werden nur einzelne Gebiete abgedeckt (zum Beispiel Europa und Asien), andere hingegen stellen Städte grundsätzlich zu klein dar, ein anderes hingegen versagt völlig – ein alter Hut unter den Addons.

Flugsimulator mit OpenStreetMap-Daten

Es gibt natürlich auch den ein oder anderen Konkurrenzsimulator zu Microsofts FSX. Zu nennen ist hier in erster Linie X-Plane 10, das auf eine vergleichsweise fortschrittliche Technik setzt: Zur Darstellung von einzelnen Gebieten und vor allem auch Straßen wird auf die frei erhältlichen Daten der OpenStreetMap gesetzt, die qualitativ zumindest in den meisten Gebieten mit den Daten kommerzieller Anbieter mithalten können. Das funktioniert auch relativ gut, und so ist die Darstellung der Landschaft und insbesondere Straßen in X-Plane 10 jener im Microsoft-Flugsimulator deutlich überlegen.

Einmal OpenStreetMap, bitte!

Zwar weiß der Microsoft-Flugsimulator, wo Autobahnen und größere Bundesstraßen anzutreffen sind – das war es jedoch auch schon. Mittlere und kleinere Straßen werden standardmäßig nicht berücksichtigt. Dieses Verhalten ändern die OSM-Daten deutlich: Jede kleinere, betonierte bzw. asphaltierte Straße wird nach der Installation von openVFR Terrain sichtbar – damit lassen sich auch einzelne Ortschaften endlich besser erkennen und identifizieren, was gerade für den VFR-Flug von Relevanz ist.

Stadt, Land, Fluss

Wie zuvor angesprochen wird aber nicht nur die Platzierung von Straßen verbessert: Auch Waldgebiete besitzen endlich ihre realen Ausdehnungen und werden nicht mehr von riesigen städtischen Gebieten verdrängt. Auch in Städten selbst werden Parks dargestellt. Um dieses Verhalten etwas zu verdeutlichen und das Add-On zu bewerten ziehen wir insgesamt 4 Vergleichsbilder zur Rate, davon drei aus der Region um Nürnberg sowie eines aus Frankfurt. Zwei Bilder vergleichen wir zudem nicht nur im Simulator, sondern auch mit der Realität. Nur noch eine Info vorab: Die Darstellung von Autobahnen und größeren Straßen wurde auf den Vergleichsbildern des Standard-FSX ausgeschalten, da diese in unserem Test-FSX durch andere Szenerieaddons verfälscht worden wären.

 

Bereits in Frankfurt wird die deutlich realere Darstellung von Wäldern klar: Die in real stark bewaldeten Gebiete um die Piste 18 herum existieren im Flugsimulator standardmäßig schlichtweg nicht bzw. sind deutlich zu klein. Das gilt auch für einige in der Ferne sichtbare Waldgebiete. OpenVFR Terrain macht seinen Job hier mehr als gut und fügt die fehlenden Gebiete passend ein.

 

Begeben wir uns jetzt nach Nürnberg: Im standardmäßigen Flugsimulator fehlt nicht nur der großflächige und nördlich des Platzes gelegene Reichswald; auch die Stadt und die Grünflächen vor der Schwelle der Piste 28 werden nicht korrekt dargestellt. Besonders deutlich wird an dieser Stelle die Darstellung von Parks in openVFR Terrain: Der Marienpark, links des Airports, findet so erst seinen Weg in den Flugsimulator. Auch hier wird wieder klar: Die standardmäßigen Landclass-Dateien des FSX verschlucken eine ganze Reihe an kleineren Waldstücken, die erst mit dem Add-On sichtbar werden.

 

Um auch einen Vergleich mit der Realität zu ermöglichen haben wir zusätzlich noch zwei selbstgeschossene Luftaufnahmen mit in das Review und die Vergleichsbilder aufgenommen. Der normale FSX enttäuscht im Vergleich zur Realität fast schon wie erwartet auf ganzer Linie. Zwar werden die städtischen Gebiete halbwegs korrekt in die Landschaft eingepflegt – von den kleineren, umrundenden Waldstücken fehlt aber wie zuvor jede Spur. OpenVFR macht seinen Job auch an dieser Stelle gut: Neben der klar erkennbaren, größeren Landstraße sind auch die Waldstücke ausreichend korrekt platziert. Ein Wiedererkennungsfaktor mit der Realität ist dementsprechend gegeben.

Unser letztes Vergleichsbild führt uns zum Flugplatz „Hetzleser Berg“ mitsamt kleiner Add-On-Szenerie (andernfalls wird der Platz im FSX lediglich als Schotterpiste dargestellt, was schlichtweg nicht der Realität entspricht). Zwar sind im Standard-FSX dieses Mal die Waldstücke an der Hangkante vorhanden – diese entsprechen aber nur bedingt der Realität. Leider tut es openVFR Terrain den Standarddaten hier gleich und produziert ebenfalls einen Wald an der Hangkante, den es so schlichtweg nicht gibt. Stattdessen sind hier eher einige Sträucher und Apfelbäume anzutreffen – aber was soll’s. Deutlich verbessert wird jedoch, wie auf den vorherigen Vergleichsbildern, die Darstellung des Waldes an der gegenüberliegenden Waldkante. Selbst die kleine Sichelform wird von openVFR Terrain hier sicher nachgestaltet. Während der FSX standardmäßig die Ortschaft Gleisenhof gänzlich verschluckt, wird diese vom Add-On korrekt dargestellt. Dafür findet sich aber auch eine größere Lagerhalle auf dem Berg selbst, wo sich in Real einzig und allein einige Felder finden. Auch das „Pommersche Loch“, auf unserem Luftbild leider nicht mehr zu sehen (zu weit rechts), wird von OpenVFR Terrain leider nicht dargestellt. Diese Ortschaft besteht jedoch auch nur aus einigen wenigen Häusern, weshalb dies zu verschmerzen ist.

Installation

Die Installation von OpenVFR Terrain geht relativ einfach vonstatten. Nach dem Download von der Herstellerwebseite werden die *.bgl-Dateien im Addon Scenery Ordner des Flugsimulators abgelegt. Anschließend müssen diese noch zur Szeneriebibliothek hinzugefügt werden, was zumindest auf Windows-7-Rechnern aufgrund eines Bugs etwas „tricky“ ist. Ein Tutorial-Video hilft bei dem Hinzufügen zur ebengenannten Bibliothek. Sind die beiden Szeneriedateien hinzugefügt, kann der virtuelle Flug durch Deutschland (oder jedes andere gekaufte Land) beginnen.

Fazit

OpenVFR Terrain verbessert die Darstellung von Landschaften im FSX enorm. Gerade Waldgebiete erhalten erst mit dem Addon einen richtigen Wiedererkennungswert – das gilt im Übrigen auch für Straßen und Parks. Verschmerzbar sind dabei einzelne Häuser, die auf Feldgebieten dargestellt werden (was im Übrigen auch nicht an openVFR liegt). Zur Zeit wird die Szenerieerweiterung noch kostenlos auf der Herstellerseite angeboten, andernfalls muss der Nutzer verschmerzbare und berechtigte 7 Euro in das Add-On investieren. Andere Länder (u.a. Österreich, die Schweiz…) sind ebenfalls verfügbar, kosten jedoch zusätzlich und wurden von uns nicht getestet. Wer nicht nur auf OSM-Daten, sondern auch aus die aus X-Plane 10 bekannten korrekt platzierten Autogen-Häuser setzen möchte, kann zusätzlich den Kauf des passenden Autogen-Addons in Erwägung ziehen.

Bewertung

Gesamtbewertung: 5.0 von 5.0 Sterne
Produkt: openVFR Terrain
Bewertet von: Michael Nissen
Bewertet am: 15.03.2013

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